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Die Mädchenschule (Zusammenfassung)

1857/1858 Neubau der Mädchenschule mit Lehrerinnenwohnung (Notwendigkeit des Neubaus wegen hoher Schülerzahlen)
1902 Zusammenlegung der Mädchen- und Jungenschule auf Anweisung der Regierung (Unterricht für die Mädchen der Klassen 3 bis 8)
1936 Neuorganisation des Unterrichts auf Anweisung der Regierung (Unterricht für die Unterstufe mit den Klassen 1 bis 4)
Ab 1956 Nutzung als Gemeinschaftsgefrierhaus

Die Mädchenschule

Zu Beginn des 19. Jahrhunderts waren in Oestereiden eine große Bautätigkeit, zahlreiche Familiengründungen und somit ein Anwachsen der Bevölkerung festzustellen. (1818: 549 Einwohner, 1843: 623 Einwohner). Mit der Einwohnerzahl stieg auch die Zahl der Schulkinder. Diese wird für das Jahr 1857 mit 144 angegeben. Für diese Kinder stand nur die einklassige Schule zur Verfügung, deren Klassenraum eine Länge von 12m und eine Breite von 7m hatte. Die hohe Schülerzahl machte die Anstellung einer zweiten Lehrperson, einer Lehrerin und den Neubau eines Klassenzimmers erforderlich. Auf Anweisung der Regierung wurden Jungen und Mädchen in zwei einklassige Schulsysteme getrennt und 1957 der Bau einer eigenen Mädchenschule begonnen. Vor der Fertigstellung der Mädchenschule wurden Jungen und Mädchen für ein Jahr lang abwechselnd vor- und nachmittags im Gebäude der Knabenschule unterrichtet.

1958 war dann auch die Mädchenschule mit Lehrerinnenwohnung fertig gestellt, so dass der Unterricht für die 76 Mädchen dort am 8.November 1858 beginnen konnte. So berichtete der Pfarrer von Hoinkhausen an den Bischof in Paderborn.

Das Schulgebäude lag in der Flur XII Parz.-Nr. 300/47 mit einer Größe von 370 qm. Es stand 1913 auf dem Grundstück des Friedrich Schüler, genannt Menke zu Oestereiden und hatte die Hausnummer 108.

Das Gebäude hatte eine Länge von 17.20 m, eine Breite von 12,70 m und eine Höhe (bis zum Dach) von 4,50 m. Ein Anbau war 3,70 m lang, 4,80 m breit und 2,60 m hoch. Die Außenwände und beide Giebel bestanden aus massivem Bruchstein, das Gebäude hatte ein Ziegeldach. Der zugehörige Abort hatte ebenfalls massive Außenwände und besaß ein Ziegeldach.

Die Lehrerin bewohnte die Dienstwohnung und nutzte den zugehörigen Garten. Zu ihren Einkünften gehörte auch die Pacht für die zur Lehrerinnenstelle gehörenden ca. 7 Morgen Land, sowie das Schulgeld für die Kinder und Geld aus der Schulkasse.

Diese schulische Situation in Oestereiden hatte bis 1902 Bestand. In diesem Jahre erfolgte auf Weisung der Regierung die Zusammenlegung beider Schulen zu einer zweiklassigen Schule. Die Geschlechtertrennung blieb weitgehend erhalten. Unterricht wurde in beiden Schulgebäuden erteilt.

Es wurden 3 Klassen eingerichtet:

  1. Unterstufe mit den Jahrgängen 1 und 2
  2. Oberstufe Mädchen mit den Jahrgängen 3 bis8
  3. Oberstufe Knaben mit den Jahrgängen 3 bis 8

In der Mädchenschule wurde die Oberstufe Mädchen mit den Jahrgängen 3 bis 8 unterrichtet, die anderen Klassen erhielten Unterricht in der Knabenschule.

Im Jahre 1936 wurde die Geschlechtertrennung aufgehoben und eine Teilung der Schule in 2 Stufen durchgeführt.

  1. Unterstufe mit den Jahrgängen 1 bis 4 in der Mädchenschule
  2. Oberstufe mit den Jahrgängen 5 bis 8 in der Knabenschule

In der Mädchenschule wurde bis zum Jahre 1954 Unterricht erteilt.


Vermutlich eines der ältesten erhaltenen Fotos einer Mädchenklasse (Anfang der 30er Jahre)


Gefriergemeinschaftsanlage

Mitte der 50er Jahre entstanden in vielen Orten des ländlichen Bereichs Gefriergemeinschaftshäuser, häufig in Schulen. So auch in der Mädchenschule in Oestereiden. Gefördert wurde diese Maßnahme durch die Landwirtschaftskammer im Rahmen eines europäischen Förderprogramms (ERP = European Recovery Programm), der Betrieb wurde durch die Gemeinden gewährleistet. Vermutlich im Herbst 1956 hat sich dazu die „Gefriergemeinschaft Oestereiden“, eine private Einwohnervereinigung gegründet. In der Oestereidener Gemeinderatssitzung vom 26.12.1956 wird unter Punkt 3 der Tagesordnung beschlossen, dass die Gefriergemeinschaft für den Gefrierraum in der alten Mädchenschule eine Jahresmiete von 80,- DM zahlen soll. Zudem hat sie sämtliche Unterhaltungskosten, auch baulicher Art, für den Raum zu tragen. Ein entsprechender Mietvertrag war noch abzuschließen.

Mit der Entwicklung von Gefrierschänken und Tiefkühltruhen, die von immer mehr Haushalten gekauft wurden, lohnte sich der Betrieb der Anlage nicht mehr und wurde eingestellt. Über das genaue Ende dieser Nutzung liegen keine verbindlichen Angaben vor. (In anderen Orten endete die Nutzung Ende der 70er, Anfang der 80erJahre, in Völlinghausen z.B. als letzte betriebene Anlage im Kreis Soest erst im Jahre 1993)

Danach diente das Gebäude verschiedenen Familien als Wohnhaus.

verantwortlich für den Text: Engelbert Fromme

Quellen:
Stadtarchiv Rüthen, Lagerbuch Oestereiden Bd. 2 (1913)
Stadtarchiv Rüthen, Schulchronik Oestereiden
Heinrich Schlootkötter und Wilhelm Hültenschmidt, Geschichte des Kirchspiels Hoinkhausen, S. 280 ff
Friedhelm Sommer, Archivar der Stadt Rüthen, Schulgebäude und – verhältnisse in Oestereiden, Unveröffentlichtes Manuskript 2019 Stadtarchiv Rüthen, Protokolle der Gemeindevertretung Oestereiden 1956
Auskünfte der Landwirtschaftskammer Westfalen Lippe

 

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